Die Schwälmer Tracht
Die Schwälmer Tracht wurde vom Deutschen Trachtenverband zur “Tracht des Jahres 2009” gewählt.
Lange Zeit glaubten Volk und Wissenschaft daran, dass das Vorbild für das “Rotkäppchen” im Märchen der Brüder Grimm nur ein junges Mädchen in seiner “Schwälmer Tracht” gewesen sein konnte. Die Ähnlichkeit ist immerhin vorhanden.
Die Tracht besteht in der Schwalm unter anderem aus einem etwa tassengroßen Käppchen über dem mittig auf dem Kopf zusammen geflochtenen Haar (dem “Schnatz”). Auf dem zusammen geflochtenen Haar wird das Käppchen, das runde “Betzel” aufgesetzt, das von unverheirateten Mädchen in rot getragen und erst bei der Hochzeit gegen eine schwarze Betzel mit dunkel gesticktem Deckel ausgetauscht wird. Wahrscheinlich hat die typische Schwälmer Tracht jedoch ihren Ursprung in Ungarn und ist durch die Heilige Elisabeth (die Tochter des ungarischen Königs Andreas II. und spätere Landgräfin von Thüringen) über Eisenach nach Marburg und auch in den Schwalm-Eder-Kreis gelangt.
Die Schwälmer Tracht wird seit über 200 Jahren von Bewohnern der Schwalm getragen und noch heute wird dort zuweilen die traditionelle Kleidung bei besonderen Anlässen getragen und dient als Markenzeichen bei Volksfesten, sowie zahlreichen Festivitäten der Region, wobei die Besonderheiten beim zeitaufwändigen Anlegen der Tracht von der Mutter auf die Tochter weitergegeben werden. Selbst die Farbe und die Anzahl der übereinander liegenden Röcke, so heißt es, werde mit Bedacht gewählt. Zumindest in früheren Jahren galt: je mehr Röcke es waren, umso grösser war der Reichtum der Trägerin.
Unterschiedliche Modelle der Schwälmer Tracht
An der Tracht erkannte man den gesellschaftlichen Status, sowie die finanzielle Stellung des Trägers. Je üppiger die Schwälmer Tracht dekoriert war, umso reicher war der Träger oder die Trägerin. Somit konnte man anhand der Tracht hervorragend zwischen einer armen Familie und einer gut betuchten Familie der Oberschicht unterscheiden.
Die Farbe spielte ebenfalls eine große Rolle und je nach Alter und familiärer Situation, variierten bei den Herren die Farben der Weste, bei den Damen hingegen variierten die Bänder und Verzierungen farblich.
Ledige Menschen trugen rot, weil die Farbe als jugendlich und Symbol der Unverheirateten galt. Nach der Hochzeit trugen die Männer blau, die Frauen hingegen grüne Westen. Wurde das erste Kind konfirmiert, trugen Frauen violett oder blau. Im hohen Alter wurde vorwiegend eine schwarze Schwälmer Tracht getragen. Die Regeln bei der Farbwahl der Schwälmer Tracht wurden streng und korrekt eingehalten.


